Samstag, 3. Dezember 2016, kulturhistorischer Besuch in Baden AG
Bei kühlem, idealem Museumswetter trafen sich 18 kulturinteressierte Mitglieder vor der Villa Langmatt, dem ehemaligen Wohnhaus der Familie von Sidney Brown, dem ersten Chefkonstrukteur der BBC. Die Führerin erzählte uns über das Leben der Familie Brown in dieser Villa. 1896 heirate der Ingenieur Sidney William Brown die aus der wohlhabenden Industriellenfamilie stammende Jenny Sulzer. Die schweizerische Maschinenindustrie verdankt unter anderem auch dem langanhaltenden Erfolg der Firma Brown, Boveri & Co. entscheidende Impulse. Der letzte der drei ledig gebliebenen Söhne überführte die im Originalzustand erhalten gebliebene Villa von 1900 samt Gemälde- und Porzellansammlung vor seinem Tod vor 20 Jahren in eine Stiftung.
. Wir erhielten viele Erläuterungen zur grossen Gemäldesammlung, vor allem der französischen Impressionisten Paul Cézanne, Edgar Degas, Paul Gauguin, Claude Monet, Camille Pissarro, Pierre-Auguste Renoir und Alfred Sisley. Der Impressionismus zeichnet sich aus durch das Zusammenspiel von Licht und Bewegung. In der angebauten Galerie traten diese Bilder in Dialoge mit Arbeiten zeitgenössischer Kunst.
Im nahen Restaurant Du Parc erwartete uns das im Voraus bestellte Mittagessen. Hier erwartete uns Herr Hans-Peter Hochuli für die anderthalbstündige, mit vielen
Anekdoten gespickte Stadtführung. Seit 1415 (Konzil zu Konstanz) war Baden und Umgebung Untertanengebiet der Eidgenossen. Von 1418 bis 1798 war Baden zudem als Tagsatzungsort die heimliche Hauptstadt der Eidgenossenschaft. Die Fenster des sehr schön restaurierten Tagsatzungssaales sind entsprechend mit den Wappen der 8-örtigen (ZH, BE, LU, UR, ST, UW, GL, ZG) bzw. der 13-örtigen (FR, BS, SO, SH, AP) Eidgenossenschaft verziert. Der Führer vermittelte uns viel Wissenswertes über die historische Bausubstanz der Altstadt von Baden. Baden erlang auch als Bäderort eine grosse Bedeutung. Hermann Hesse schrieb während der zahlreichen Aufenthalte das Werk „Kurgast“. Dank einer teuren Tieferlegung des Bus- und Individualverkehrs soll die Badener Innenstadt nun verkehrsberuhigt werden.
Anschliessend begaben sich die wissbegierigen Teilnehmer in die ältere, geräumige Dreizimmerwohnung unseres langjährigen Mitgliedes. H.C. Christiansen an der Zürcherstrasse. Wohnen scheint hier offensichtlich Nebensache zu sein. Die Besucher fühlten sich hier in der Tat wie in einem Museum. Neben vielen (echten) Gemälden und Urkunden waren uralte Porzellanservices, alte Küchenwaagen, alte Telefone von fast allen ehemals selbständigen dänischen Telefongesellschaften zu sehen. Der absolute Höhepunkt war jedoch die reichhaltige Sammlung alter mechanischer und elektromechanischer Musikapparate aus der Zeit von 1840 bis 1947. Etwa zehn dieser wertvollen Apparate wurde uns demonstriert. Das Prunkstück ist sicher das Orchestrion von 1928 der ehemaligen Firma Lösche aus Leipzig: ein Klavier mit Begleitung einiger (im Klavier versteckten) zusätzlichen Instrumente. Das neuste Instrument ist eine Wurlitzer Juke Box aus der Zeit kurz nach dem 2. Weltkrieg. Der Gastgeber führte uns auch eine automatische Harmonika vor. Bei Kaffee und Gebäck konnten wir den Sound dieser sich in tadellosem Zustand befindlichen Instrumente geniessen. Mange, mange tak!
Voll von einmaligen Eindrücken brachen wir zum Heimweg auf. Baden ist immer eine Reise wert! Spätestens wieder bei der nur alle 10 Jahre stattfindenden grossen Badenfahrt vom 18. bis 27. August 2017.
Flemming Gubler