Bei prächtigem Wetter versammelten sich 21 Mitglieder der Schweizerisch-Dänischen Gesellschaft am 15. Juni 2013 um 10 Uhr vor dem Bahnhof von Yverdon-les-Bains. Wir wurden von Madame Rapin in Empfang genommen und durch die Stadt geführt. Sie hat uns mit grossem Enthusiasmus und fundierter Geschichtskenntnis „ihr“ Yverdon nähergebracht.
Yverdon hat eine lange Geschichte und war seit jeher ein Verkehrsknotenpunkt. Früher kreuzte hier der Landweg auf dem einigermassen stabilen Ufer zwischen See und Moorgebiet den Wasserweg auf Zihl und Neuenburgersee. Davon zeugen unter anderem die Funde eines Einbaums von ca. 1000 v.Chr. (11 m lang; Tragkraft mehr als 1 Tonne) und von zwei keltischen Schiffen von ca. 400 n.Chr. (Lastkahn ca. 20m lang), die im Museum im Schloss von Yverdon zu bewundern sind. Heute ist Yverdon ein Eisen- und Autobahnknotenpunkt.
Die Stadt Yverdon entstand ab 1259. Peter von Savoyen baute eine „neue Stadt“ mit Schloss und Stadtmauer, finanziert mit Wegzöllen, Fischerei- und Hafenabgaben. Die Savoyerzeit dauerte 300 Jahre und wurde durch die Berner Epoche abgelöst (1536-1798). Das 18. Jahrhundert war die eigentliche Blütezeit von Yverdon (z.B. 1770-1780: Veröffentlichung der Yverdoner Enzyklopädie mit 58 Bänden). Ein Meilenstein in der späteren Geschichte von Yverdon war die 1. Juragewässer-korrektion (1868-1878), die eine Absenkung des Seespiegels um 2.7m bewirkte. Dadurch war die Gefahr von Überschwemmungen gebannt, allerdings mit dem Nachteil, dass Yverdon nicht mehr direkt am Neuenburgersee lag.
Viele der schönen Gebäude in der Altstadt, die wir auf dem Rundgang zu sehen bekamen, stammen aus dem 18. Jahrhundert. Ältere Gebäude sind, ausser dem Schloss natürlich, nur vereinzelt vorhanden; die Stadt hatte einige Brände zu erleiden.
Der Rundgang führte uns auch an die Zihl, wo der Hafen lag, von wo unter anderem Wein für die Ambassadoren in Solothurn verschifft wurde. Madame Rapin erzählte, dass der Lohn der Schiffsleute darin bestanden habe, sich am Wein bedienen zu können, woraus der in der Romandie geläufige Begriff: „Man ist geladen für Solothurn“ entstanden sei. Auch damit könne die grosse Bedeutung des Wassers für Yverdon illustriert werden.
Nach dem zweistündigen interessanten und anregenden Rundgang haben wir das Mittagessen im „Café du Château“ genossen und auch verdient … wobei wir natürlich darauf bedacht waren, nicht „chargé pour Soleure“ zu werden.
Nach dem Mittag hörten wir einen Vortrag über das Leben und Wirken von Johann Heinrich Pestalozzi, der auf Einladung des Stadtrates von Yverdon (Brief vom 14. Februar 1804) im Schloss eine Schule nach seinen bahnbrechenden und (nicht nur!) für die damalige Zeit fortschrittlichen pädagogischen Prinzipien („Mit Kopf, Herz und Hand“) geführt hat. Zu Beginn nur für Knaben, aber schon 1806 auch für Mädchen (im Gebäude „Aigle royal“ neben dem Rathaus), 1813 für taubstumme Kinder und 1818 wurde ein Lehrerseminar für Mädchen und Knaben aus armen Verhältnissen (in Clendy) gegründet.
1815 ist die Frau von Pestalozzi, geborene Anna Schulthess, gestorben. Mit ihr verschwand die sprichwörtliche starke Frau hinter dem eher träumerischen grossen Mann, die immer dafür gesorgt hatte, dass das Ganze auf dem Boden blieb und rund lief. Im Jahr 1825 wurde die Schule aus Mangel an Schülern und wegen interner „Streitigkeiten“ geschlossen. Pestalozzi zog zurück nach Birr (AG) und starb dort 2 Jahre später im Alter von 81 Jahren.
Nach dem Vortrag folgte eine kurze Führung durch das Pestalozzi-Zimmer und anschliessend war Zeit für einen individuellen Besuch im Museum.
Der rundum geglückte und von Mona Grognuz gut organisierte Besuch in Yverdon-les-Bains klang aus mit einem „Umtrunk“ unter den Sonnenschirmen des Strassenrestaurants auf dem Pestalozzi-Platz.
Wetzikon, 18. Juni 2013
Werner Studer